«das Beste»: Mehrfamilienhaus auf die Zukunft getrimmt
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04.12.2020 - Erfahrungsaustausch zum Thema Energiemanagement und Zusammenschluss für den Eigenverbrauch ZEV

Ist es nicht grossartig, wenn ein ZEV - ein Zusammenschluss für den Eigenverbrauch - einfach rundum zufriedenstellt? In einem neu gebauten Mehrfamilienhaus im Zentrum von Humlikon ist das der Fall.
Die Mietparteien kaufen den Strom vom eigenen Dach, was die PV-Anlage und das Energiemanagementsystem innert gut 15 Jahren amortisiert. Das Energiemanagement steuert die Heizung, das Warmwasser und die Ladestationen für Auto und Velo an und steigert damit den Eigenverbrauch auf 60% und mehr.

An diesem Projekt waren gleich drei unserer Mitglieder beteiligt. Invisia war verantwortlich für den ZEV und das Energiemanagement, Senero installierte die PV-Anlage und Heinz Schmid war für die Elektroninstallationen zuständig.

Kurzreportage zum Projekt


Die Veranstaltungsreihe «das Beste» von energie bewegt winterthur zeigt das Beste von Unternehmen in der Region Winterthur im Energie- und Effizienzbereich. Im Kleinen wie im Grossen.

Q&A mit Ronny Kleinhans, Geschäftsführer Invisia AG

Die Fragen stammen von Teilnehmenden der Online-Durchführungen vom 25. November und 3. Dezember 2020.

Energiespeicher und Wärme

Welches Volumen hat der Schichtspeicher?
Ronny Kleinhans, Invisia AG: 4500 l

Wurde eine Wärmepumpe eingebaut oder wird die ganze Wärme elektrisch erzeugt?
Die Wärme wird elektrisch aus dem Bezug der PV-Anlage erzeugt und der Rest der Wärme kommt von der Fernwärme (Holz).

Wurde bewusst auf einen Batteriespeicher verzichtet und stattdessen auf einen thermischen Speicher gesetzt?
Ja, zum jetzigen Zeitpunkt wird ein Batteriespeicher als zu teuer betrachtet, zudem möchte man das Verbraucherverhalten erstmal analysieren und dann zu einem späteren Zeitpunkt darüber entscheiden, welcher Speicher der richtige sein soll.

Wie gut muss die Bedarfsprognose sein, damit der thermische Speicher auch unter dem Strich die ökonomischste Lösung ist?
Eine Frage, die nicht einfach zu beantworten ist. Wir von Invisia haben die Möglichkeit, eines unserer Projekte gemeinsam mit der EMPA zu analysieren - leider darf ich darüber momentan keine näheren Angaben machen.
Grundsätzlich ist die Lösung über Wärmepumpe und Warmwasserspeicher gerade beim Wohnen sehr spannend, da die Energie effizient genutzt werden kann.

Wie gross ist der Anteil PV-Strom, welcher in Wärme umgewandelt wird?
Der Anteil beträgt rund 75 bis 80%, der Rest wird im Gebäude verbraucht (WHG oder Elektromobilität), oder geht als Rückspeisung ins Netz.

Zusammenschluss zum Eigenverbrauch ZEV

Wer macht das Inkasso beim ZEV?
In diesem Fall in Humlikon die Liegenschaftsverwaltung. Dass die Verwaltung die Abrechnung und das Inkasso übernimmt, ist jedoch eher selten. Wir arbeiten daher mit Partnern zusammen, das sind mehrheitlich die lokalen EVU. Einerseits verlieren die EVU damit ihre Endkunden nicht, was bei einem ZEV üblicherweise der Fall ist, und andererseits beschäftigen sie sich seit über 100 Jahren mit der Verrechnung der Energie.

Die Eigenverbrauchsquote hängt auch von der Grösse der PV-Anlage (im Verhältnis zu den Verbrauchern) ab. Ab welcher Grösse resp. wie vielen Bezügern lohnt sich ein Energiemanagement?
In jedem Fall benötigt es eine genaue Analyse der Anlage und dem Bezugsverhalten. Dies kann je nach Ausprägung sehr unterschiedlich ausfallen und eine Investition sinnvoll oder auch unnötig machen.
Bei einem ZEV muss die Produktionsleistung der installierten Anlage mindestens 10 Prozent der Anschlussleistung des Zusammenschlusses (Hausanschluss) betragen.
Jedes Projekt sollte individuell betrachtet werden, nichtsdestotrotz: Ein ZEV mit entsprechendem Energiemanagement ist problemlos rentabel zu betreiben bei einem MFH ab etwa 5 bis 6 Wohneinheiten.

Ist der Strompreis, welcher der Gebäudebesitzer verrechnet, tiefer als der Preis des EVU, jedoch so hoch, dass der Eigentümer seine Investitionen amortisieren kann?
Der Preis darf gesetzlich nicht höher ausfallen als der festgelegte Preis des EVU.
Investoren, die das Projekt möglichst schnell amortisiert haben möchten, legen den Strompreis im Hoch- und Niedertarif auf dem Niveau des EVU-Preises fest. Andere wollen ihren MieterInnen den selbstproduzierten Solarstrom zu einem attraktiven Preis anbieten.
Wenn der Gebäudebesitzer möchte, dass die Elektroautos möglichst tagsüber geladen werden, bietet er einen sehr tiefen Preis beim PV-Strom an. Damit kann auch die Eigenverbrauchsquote gesteigert werden.

Mit dem neuen Energiegesetz (1.1.2018) wurde der Zusammenschluss zum Eigenverbrauch möglich, wie beobachtet invisia die Entwicklung der ZEVs?
Gebäudebesitzerinnen machen sich vermehrt Gedanken, eigenen Strom zu produzieren und diesen der Mieterschaft weiterzuverkaufen. Das hat tatsächlich stark zugenommen. Das Streben von Herrn und Frau Schweizer, auch im Energiebereich unabhängig zu sein, besteht. Wir stellen zudem fest, dass das Coronavirus dem Bestreben nach Absicherung respektive möglichst wenig Abhängigkeiten einen massiven Schub verliehen hat.

Investoren

Was war der Antrieb für den Investor bei diesem Projekt in Humlikon, ein ZEV mit Energiemanagement zu installieren? Ökologische oder oekonomische Überlegungen?
Zuerst war es der ökologische Gedanke. Der ökonomische kam später hinzu, zumal erkannt wurde, dass über ein ZEV selber Energie an die Mieter verkauft werden kann.

Wie entwickelt sich der Trend bei solchen Energiemanagementsystemen?
Der Zeitgeist wandelt sich. Bis vor kurzem war eine PV-Anlage kaum ein Argument für den Verkauf von Liegenschaften. Mittlerweile werden Neubauten kaum mehr ohne eine PV-Anlage errichtet. Einerseits aufgrund gesetzlicher Vorgaben, andererseits auch aufgrund der Nachfrage seitens Mieter/Stockwerkeigentümer, in einem Haus zu wohnen, das Solarstrom vom eigenen Dach bezieht und Ladestationen für Elektroautos installiert hat. Und dann wird ein System interessant, das die Energie intelligent zu steuert, womit nicht nur eine hohe Eigenverbrauchsquote erreicht, sondern auch die Amortisationszeit verkürzt wird.